Originale, Vagabunden und assoziativ Denkende

Soi belle et tete toi. Als Frau geboren in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, war mein Lebensziel zumindest in den Augen meiner Eltern und der Gesellschaft klar.

Irgendwie habe ich das von Anfang an anders gesehen, ich wollte so werden wie Papa. Er hatte am Tisch die interessanteren Gesprächsthemen zu bieten, wenn er anonymisiert von seinem Berufsalltag sprach.

Zudem konnte er die Brieftasche öffen, wenn wir Kinder – oh Schreck – neu Kleider brauchten. Grösser werden fand ich dringend und gut. Aus kuscheligen, heissgeliebten Kleidern rauszuwachsen, die ich liebgewonnen hatte, war ein hoher Preis, den es zu zahlen Galt, um grösser zu werden. Meine Lieblingskleider und die verhasstesten, sehe ich bis heute bildlich vor mir, wie auch die Bewegungen, wenn Papa die Brieftasche hervorholte.

Das war dann Einkaufsstress pur. Das zu klein Gewordene musste ersetzt werden plus mindestens eine Sonntagskleidung.

Schon vor der Einschulung war zumindest mir klar, ich würde nie unter Mainstream laufen. Zu anders war meine Denkart. Ich denke praktisch nur in Bildern und assoziativ. Spricht man von diesem einen Thema, produziert mein Kopf sofoert ähnliche, vergleichbare Themen und das Gegenteil davon.

Während meine Familie Thema A besprach handelte mein Kopf in der gleichen Zeit 5 bis 8 ähnliche bzw. unterschiedliche Themen und deren logische Konsequenzen ab. Zudem brauchte ich Zeit zum Träumen. Im Gespräch mit Papa konnte ich meine Gedanken verifizieren bzw. falsifizeren. Geschwurbel, Gedanken, die logisch nicht nachvollziehbar waren, ein falscher Ausgangspunkt, um zu denken, Lügen, all das mochte ich nie. Spielerisch wurden verschiedene Standpunkte eingenommen, politisch und immer die Sicht des andern: Wie ist es ein Tier zu sein, das als Fleisch auf meinem Teller landet. Was erlebt eine Kuh auf der Weide? Wie ist es für Bäri, den Hund vors Milchkarrli gespannt zu werden, was denkt eine Ameise, was der Wind und der Baum, wenn der Wind die Baumkrone zum Schwanken bringt.Warum kann sich ein Rohr biegen und dem Sturm widerstehen und der Baum fällt um mit Wurzel, bei ganz heftigem Sturm?

Wenn irgendwas im Gespräch mit Papa Bestand hatte, dann war es sauber gedacht. Das machte Spass.

Damals gab es noch Stadtoriginale, Menschen, die in der Stadt auffielen, die anders waren als die Masse der Menschen. Die sind heute verschwunden, ausser man will BettlerInnen als aussergewöhnlich ansehen. Oft scheint es sich um organisierte Bettelbnden zu handeln, die nicht einmal das Geld selbst kriegen, sondern sofort abgeben müssen.

Surpriseverkäufer haben interessante Geschichten, was sie hervorhebt. Völlig langweilig all diese Egogeschichten, nur Oberflächlichkeiten, ewig das Gleiche.

Interessant die Erzählungen im Claroladen, wie in fernen Ländern geholfen werden kann, all die Organisation. Logistik, die Projekte brauchen, was sich bewährt auf längere Sicht, wie die Politik bzw. Kriegshandlungen alles auf einen Schlag zerstören können, Unwetter, Dürre… der ewige Kampf ums Überlebensnotwendigste.