Die soziale Lage verschlechtert sich, Menschen können teilweise entweder essen oder die Rechnungen bezahlen.
Gestern war im Radio SRF ein Interview dazu. Ein Vertreter der Arbeitgeber konfrontiert mit der Frage, warum es keine Mindestlöhne gebe, die Kosten deckend seien, antwortete tatsächlich, dass es einen schweizerischen Sozialstaat dafür gebe, wenn der Lohn nicht reiche.
Es gibt also in der Schweiz Branchen, die wissen, dass ihre Löhne zu tief sind, delegieren das Auskommen an den Sozialstaat. Zuvorderst und zuerst betroffen von Armut sind Alleinerziehende, das ist politisch so gewollt. Alleinerziehende haben kein Anrecht auf ein Existenzminimum.
Der Generationenvertrag der gut Ausgebildeten wird nicht mehr eingehalten. Der beruht darauf, dass z.B. die Universitäten vonm Staat bezahlt werden, tertiär Ausgebildete gut verdienen im 1. Arbeitsmarkt, entsprechend hohe Steuern bezahlen, womit der Staat u.a. billige tertiäre Ausbildungen zur Verfügung stellt für die nächste Generation.
Nun aber, arbeiten tertiär Ausgebildete nur noch soviel, wie sie für ihr Leben brauchen, rechnen peinlichst genau ihre Steuerbelastung aus, optimieren sie Richtung niedrig, erzählen von Work-life Balance, nehmen Elternverantwortung geteilt war, heiraten nicht, umgehen die sog. Heiratsstrafe und der gut verdienende höhere Mittelstand bezahlt weniger Steuern. Das geht einige Jahrzehnte halbwegs gut und irgendwann hat diese Selbstoptimierungseinstellung Konsequenzen für die gesamte Wohnbevölkerung Schweiz.
Es gibt keine Dankbarkeit dafür, was der Staat einem ermöglicht hat in jungen Jahren, als man kein Geld hattezu teure Ausbildungen zu bezahlen, die man bei Begabung bekam. Der Staat ist zum Selbstbedienungsladen verkommen, bezahlen sollen immer irgendwelche andere, die variieren von Fall zu Fall. Die eigene Betroffenheit immer ausgenommen.
Wie lange noch geht das gut? Wie lange noch macht die schweizerische Bevölkerung, was sie immer macht, die Faust im Sack, wettert gegen die „oben“ bzw. „unten“ in Bern, was sich auf die jeweiligen Höhenmeter der eigenen geographischen Lage bezieht.
Noch lebt die Generation der Baby Boomer, die oft sehr bescheiden aufgewachsen ist verglichen mit nachfolgenden Generationen. Sie hat eine Vorstellung, wie bescheiden man glücklich sein kann. Aber nachfolgende Generationen, nicht belastbar, immer auf sich selbst bezogen?
Das gibt sozialen Zündstoff. Da „Gute“ Zeiten, Frieden in Europa nach dem zweiten Weltkrieg begonnen hat, gibt es praktisch niemanden Lebenden mehr, der/die ein Konzept hat, wie überleben, wenn alles zerbricht.
Politisch manövriert der Bundesrat mit dem Begriff der „Neuralität“ zum Kriegsopportunisten des Putinkrieges, zeigt sich nicht solidarisch mit dem westlichen Bündnis, reagiert nur auf maximalen Druck zögerlich, wenn die USA genügend Druck gemacht hat.
Auch das Zündstoff, der einer Schweiz irgendwann um die Ohren fliegen könnte.
Innenpolitisch hinter dem Mond, Verzögerungstaktik über Jahrzehnte, soziale Ungerechtigkeit z.B. im Dossier IV seit Jahrzehnten, was nicht gelöst ist, aussenpolitisch unter Druck, unsolidarisch mit der Ukraine, immer eine Ausrede auf den Lippen, wie lange noch geht das wie gehabt?
Europa dagegen stellt sich neu auf, wickelt lange liegen gebliebene Dossiers ab. Ein Abkommen wurde erzielt, wie Flüchtlinge im europäischen Raum gerechter verteilt werden können, effizienter triagiert. europäische Oststaaten bekommen laufend mehr Gehör. Sie sind nicht mehr nur die jüngeren Brüder, denen es gilt Demokratie beizubringen. Nein, sie haben viel direktere Putinerfahrung, sie haben im Putinsystem gelebt, sie haben vorher in der UDSSR gelebt, sie waren unter russischem Einfluss, sie kennen das System von innen, als der Mauerfall kam, wollten sie raus und Westeuropa hat grossartig demokratische Bedingungen gestellt, tat demokratisch und überheblich, weil es sich nicht vorstellen konnte, noch wollte, dass Putin je angreifen werde, das Europa, was Westeuropa als Europa verstand, wozu zwingend „neutrale“ Länder gegenüber Putin gehören, eins davon heisst Ukraine.
Der Blick dreht sich nun: Wie „sauber“ sind westliche Demokratien, wo sind die Kinderkrippen für Geflüchtete aus der Ukraine, wo ist der Sozialstaat, der dort bis zum Putinkrieg funktioniert hat. Der Westen gesehen mit den Augen der Geflüchteten, deren Blickwinkel oft mit weiblicher Bevölkerung in der schweiz Übereinstimmungen hat.
In der Regel verändern solche Flüchtlingsströme die Schweiz. Sie wird wach gerüttelt aus ihrer Behäbigkeit, aber es dauert und geht langsam. Warum sich gut ausgebildete Ukrainerinnen nicht in den ersten Arbeitsmarkt bei herrschendem Fachkräftemangel eingliedern lassen, bleibt letztlich unverständlich, muss politische Gründe haben, es gibt beliebig viele Sprachapps, an fehlender Sprachkenntniss kann es nicht liegen: Bürokratie wird genannt, ein Flickwerk von unterschiedlichen Regeln und man lese und staune, in der Schweiz gibt es keine Sprachapps, die Sprachkenntnisse werden moniert wie eh und je.
Das ist nun wahrlich aus dem letzten Jahrtausend: Die Ukrainerinnen möchten ungern Englisch sprechen. – Sollte die Deutschschweiz verstehen, sie spricht sehr ungern Hochdeutsch, die Sprache des WKs II.