Ehrlich, ich liebe diese Geschichten des einen Dorfes, wo ich jeweils Pfarrerin war, gegenüber dem nächsten Dorf oder nur der gegenüberliegenden Strassenseite.
Ich war natürlich bei diesen kleinen Plänkeleien auf der Seite meiner Kirchgemeinde und klar doch, wir waren immer die Besten.
In meiner ersten Pfarrgemeinde war ich in der Diaspora, will heissen, die meisten Menschen dort waren katholisch und ich , meine Gemeinde reformiert.
Der katholische Priester mit Pfarrköchin(!) fand mich jung und putzig, gab mir immer „guten“ Rat. Das Gegenteil dessen, was er mir als Konkurrenz riet, war bekömmlich. Habe ich ihm nie auf die Nase gebunden, aber blitzartig gelernt.
Also, als Pfarrerin bekam ich Geschichten serviert und fiel anfänglich natürlich drauf rein, bald einmal nicht mehr.
In viel kleinerem Rahmen, bekomme ich nun Geschichten über meinen Liegenschaftsbesitz serviert. Das erinnert mich so stark an meine Berufszeit, dass ich vor Freude lache, weil ich diese hübschen Geschichten seit 19 Jahren vermisse.
War nicht unbedingt im Sinn des Erfinders dieser neusten Geschichte, des Inhalts, ich solle mich kümmern. Genau, ich kümmere mich um eins, dass meine MieterInnen möglichst alle in einem vernünftigen Rahmen wohl sein können. So es irgendwie geht, sollen Langjährige MieterInnen, einige wohnen seit über 50 Jahren dort, dort bleiben können bis zum Lebensende. Das war nicht im Sinn des Erfinders der heute kolportierten Geschichte.
Ich finde es unterhaltsam. Jederzeit kann ich die andere Seite derselben Geschichte höflich fragen, was ihre Sicht der Dinge sei.
Finde ich spannend, wie unterschiedliche Menschen, dasselbe völlig anders erleben.
So sind sie die Menschen, man hat vor sich z.B. 30 Menschen, die 31 Meinungen haben. Dieses Rätsel ist nicht mathematisch zu lösen, aber mit Lebenserfahrung und Menschenliebe. In der Regel sind die Wünsche klein und bescheiden und nicht unerfüllbar, gerade, wenn es sich um ältere, bescheidene Menschen handelt.
Warum soll ich ihnen nicht einen kleinen Wunsch erfüllen. Nichts Übertriebenes, aber einfach eine kleine Wertschätzung. Ich denke nicht, dass es das nochmals gibt, Menschen, die praktisch ihr gesamtes Erwachsenenleben in der gleichen Wohnung verbringen.