Eine bekannte Geschichte, nicht nur in den USA.
Die Kommentare des Nicks „In vino veritas“ erstaunen: Ein gesellschaftliches Problem wird einer Einzelperson in die Schuhe geschoben.
Noch im Pfarramt gab es immer Trauernde, die Monate nach der Trauerfeier beim Nachbesuch erzählten, dass sie nun gemieden würden, frühere Bekannte zu Fuss das gegenüber liegende Trottoire wählen würden, einen Bogen um sie machten.
Die Erklärung damals war, Unbeholfenheit, keine böse Absicht.
Wer alleine aus einer Beziehung verwitwet zurückblieb war bei Paaren, auch den besten FreundInnen nicht mehr so gerne gesehen, es fehlte der vierte oder sechste, ein Mann, eine Frau alleine?
Das soziale Umfeld musste neu aufgebaut werden mit Gleichgesinnten. Witwen unterstützen sich im Dorf gegenseitig, Männer- bzw. Frauenfreundschaften gewinnen an Bedeutung.
Nun dieser Mann, der 76 Jahre alt wurde, anders war und blieb. Nein, er wird nie so, er wurde nicht so, wie ihn andere haben wollten. So lange Haare, wie im Artikel erwähnt müssen gebürstet bzw. gekämmt werden. So schlimm kann es nicht gewesen sein, wie dieser Nick „In vino veritas“ unterstellt, punkto Ungepflegtheit.
Haare verfilzen ganz schnell, da ich tagsüber auf dem Rücken liege, vorläufig noch mit offenen Haaren, kenne ich diesen Verfilzungseffekt bestens. Man muss dran bleiben.
Warum ist es so schwierig, sich in andere Leben reinzudenken bzw. reinzufühlen? Oft stelle ich fest, dass die Menschen, die am heftigsten reagieren die Gefährdesten sind. Mir kommt es vor, wie das Abwehren des eigenen Schicksals, was einen vielleicht noch nicht getroffen hat, aber treffen könnte.
Der Bruder hat mit dem Bruder Kontakt gehalten, als das Tel. ungewöhnlich lange nicht beantwortet wurde, hat er die Polizei vorbeigeschickt. Der Verstorbene war vier Tage tot, was vier Tage ist, aber nicht länger. Mir scheint das eher kurz. Sterbe ich in meiner Wohnung, geht es zu 100% viel länger, bis mein Leichnam gefunden wird.
Als mir das in den Nuller Jahren richtig bewusst wurde, habe ich lange leer geschluckt. Irgendwann gewöhnt man sich dran, dass das eigene Leben nicht so wichtig ist. Das Sterben wird entscheidend. Nun, lebend hat man andere Probleme als im Sterbeprozess. Da niemand weiss, welcher Tod einem ereilt, bringt Angst haben überhaupt nichts.
Jeder Augenblick im Leben hat seine eigene Aufgabe, sterben wird sie irgendwann lauten.