Schweiz und Behindertenpolitik

Theorie und Praxis liegen weit auseinander. Wer von Behinderten auf ÖVs angewiesen ist, hat verloren. Ganz lange ca. zwei Jahrzehnte hatten die SBB und die ÖVs Zeit Bahnhöfe und Haltestellen behindertentauglich umzugestalten.

Diese Theorie wäre gut gewesen, bloss passiert ist zu wenig. Ich sollte als Elektrorolli Fahrerin immer zum Voraus wissen, ob der Bahnhof, die Busstation nun taugt, um flach reinzurollen, was ich natürlich nicht auf die Reihe bekomme.

Samstags bin ich auf dem Markt in Bern anzutreffen, so auch letzten Samstag. Je nach Wetter und Batteriestand benutze ich andere ÖVs, um etwas an die frische Luft zu kommen. So wartete ich letzten Samstag, der erste Bus nimmt mich nicht mit von der Haltestelle in Bern.

Das kann zwei Dinge bedeuten. 1. Diese Station taugt nicht, um Rollis mitzunehmen, 2. Ich wurde übersehen, es hat ziemlich viele TouristInnen in Bern, die laufen überall rum auch ausserhalb der Lauben.

Der zweite Bus nimmt mich mit, eine Passagierin hat den Buschauffeur auf mich mit Rolli aufmerksam gemacht. Ich bedanke mich höflich, was soll ich sonst? Niemand kann was ändern, TouristInnen sind TouristInnen und zu viele Eindrücke für Busschauffeure sind zu viele. Es war sehr freundlich, dass die Passagierin sich für mich eingesetzt hat.

Bloss würden die Abmachungen eingehalten, könnte ich selbständig sein.

Auf Watson die letzten Tage Kommentare, alles sei bestens geregelt, die Masse der Behinderten sowieso verschwindend klein, es widersprach niemand, also 22% Wohnbevölkerung Schweiz irrelevant, verschwindend klein und die Non-binären, die nun echt verschwindend klein sind, haben eine solche Finanzkraft, dass ein Kim de l’Horizon mit Bundesrat Maurer diskutieren wollte.

Geduld und politischen Willen, was zu verändern, hatte ich Jahrzehnte lang. Heute ist mir die Geduld längst abhanden gekommen, vor den politischen Karren lasse ich mich nicht mehr spannen. Die gesellschaftliche Entwicklung läuft gegensätzlich zu jedem Versuch einer echten Inklusion.

So verkehre ich in meinen Nischen und habe es dort lustig. Tat ich gestern an verschiedenen Orten, auch der Arztbesuch der sieben Katzen war lustig. Mir fällt immer was ein, um Freude zu haben. Nur kurz setzte ich mich für tief ausatmen ein, als ein Katzenwelpe unkooperativ war und Pech hatte, dass Blut nicht aus seiner ersten Vene floss. Das zweite Vorderbein musste herhalten.

Irgendwann am Nachmittag kam ich zurück mit kiloweise Katzen natürtlich überirdisch mit Handrolli. Der Hauszugang war zugeparkt, irgendwer am rein- bzw. rauszügeln, ein Mietwagen stand davor. Ich parke nicht zu, stelle mein Auto in die leere Anfahrt des nächsten Hauses.

Komme ich runter mit dem Elektroroll, hat ein drittes Auto beide vorgängig geparkten Wagen zugeparkt. Drei Frauen schwatzen munter, es ist ihnen völlig egal, dass zwei Autos zugeparkt sind. Ich bitte sie vorwärts zu machen, da kommt die Frau mit dem rot-weissen Hund, der immer kläfft und blufft mich an, ich sei eine Teilzeitinvalide. Das hat dann eine Spontiantwort abgesetzt, wie blöd ich sie finde, unfähig Hunde zu erziehen, aber nun noch mit Hütehund. Das ist garantiert ein guter Hüteplatz, dann kläffen hernach zwei Hunde.

Der Hund, der zum Hüten gebracht wurde, gehörte einer Fussgängerin, die gut laufen kann. Im Auto sass eine gehbehinderte Frau, die an zwei Stöcken lief, aber nicht der Inhalt des Transportes war. So werden Behindertenparkkarten missbraucht, um Hunde zu transportieren, was schlicht und ergreifend KEIN BEHINDERTENTRANSPORT IST, aber sehr bequem, weil beide Hundebesitzerinnen zu faul zum Laufen waren.

Lieber andere Autos, also genau zwei nötigen, was natürlich verboten ist. Wenn schon Autos rumstehen, dann kann nicht einmal ein Auto mit Behindertenparkkarte zuparken. Auch solche Autos müssen sich an die Verkehrsregeln halten.