Buch: Wir sind nicht alle

Es ist ein Perspektivenwechsel wie erwartet.

Aus völlig anderer Perspektive war ich immer kritisch. Die hier in der Schweiz, in Bern propagierte Gerechtigkeit ging schon in der Kindererziehung nicht auf. Biblische Geschichten legten immer den Finger auf den wunden Punkt, die Ungerechtigkeit, klar gab es Kinderbibeln, ich las, war weitestgehend meinen eigenen Gedanken überlassen. Während das Eine gesagt wurde, wurde was anderes gelebt zumindest teilweise.

Ich kann nicht genau benennen, ab wann ich innerlich in Opposition ging. Das Prinzip, dass jeder Mensch ein Geschöpf Gottes sei, überzeugte mich wesentlich mehr, als diese Unterschiede via Geburt, insbesondere soziale Schicht und nur ein Mädchen, behindert wie ich war, wurde ich mit der Einschulung ausgespuckt.

Später im Studium studierten wir nebenher feministische Theologie, Frauen, die doktorieren wollten, machten elementare Erfahrungen von Benachteiligung. Wir lernten männliche, hierarchische Theologie, was mich nie davon abhielt selbst zu denken.

Repetitiv kamen schweizerische Skandale in den Jahrzehnten bis heute an den Tag in den Medien mit ganz verschiedenen Themen, aber immer diese Hierarchie, irgendwer, also Männer hatten die Macht, machten krumme oder gerade Sachen, flog was auf, gab es menschliche Opfer sehr oft und statt dass dann Rechtssprechung Ordnung geschaffen hätte, kommt der Justitz Lieblingswort: Verjährt.

Bei den Verdingkindern gab es eine Entschuldigung und eine sehr kleine Entschädigung. Bloss wer gedacht hätte, man ändere seine Einstellung in der Schweiz, der/die irrt sich. Das System umbenennen, neue Gesetze, Abstimmung, alles tiptop, die Einstellung bleibt wie gehabt.

Die Linken und Grünen behaupten die besseren Menschen zu sein. Sind sie nicht, sie haben weniger Macht und andere Unterdrückungsmechanismen*. Wenn Berset redet, bekomme ich regelmässig Ohrenweh. So sprach er diese Tage vor der UNO.

Was soll er da gesagt haben, ausser PR? Alle können sich selbst eine Meinung machen.

Berset behauptet auch, die Schweiz sei politisch gut aufgestellt, dass Ausland verstehe, die schweizerische Neutralität und schätze sie. Nun, weder einem Bundesrat Berset noch ihm als Bundespräsidenten wird man Unhöflichkeiten ins Gesicht sagen. Um zu wissen, was z.B. die EU wirklich denkt, müsste man sich anonym über die Meinung der EU Mitglieder informieren können.

Diesen Vorbehalt macht auch das Buch: „Wir sind nicht alle“ Die Autoren sind weiss. Das ist und bleibt Fakt und bestimmt z.B. was Schwarze weissen erzählen. Das ist bereits gefiltert, was die beiden Autoren sich bewusst sind.

Berset, denkt zumindest nicht in der Öffentlichkeit darüber nach, dass er als PR Mann rüberkommt, der v. a. sich selbst super findert. Er soll mal sein Dossier IV und KK angucken, dann kommt er auf den Boden der Realität. Nein, es sind nicht immer nur die andern schuld.

Die Einstellung, der Postkolonialismus, ist meiner Meinung nach ein Gesamtpaket von Einstellungen, die im In- und Ausland sich entfalten der schweizerischen Mentalität. Nischen zu suchen, die anders denken, weltlich gesprochen, man nimmt die Menschen, wie sie sind, ist eine Aufgabe.


…* Aktuelles Beispiel: Missbrauchsvorwürfe in der kath. Kirche: Das verschwindet nun langsam aus den Medien. Lösung, typisch Schweiz, aus der Kirche austreten. Bloss, Kindsmissbrauch, Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe sind ein neurologisches Problem der Menschheit, es ist davon auszugehen nicht nur der Männer, sondern auch der Frauen.

Jedesmal, wenn solche Vorwürfe auftauchen, belegbar sind, z.B. auch im Sport, in Freikirchen, Gemeinschaften und Sekten, die fast alle reformierten Ursprungs sind, oder an der Universität, im Journalismus, einfach überall, wo es Hierarchien hat, wird nicht das Thema als Ganzes aufgegriffen, sondern es wird als Einzelfall abgehandelt.

Aus der Menschheit kann niemand austreten. Will man solche Asymetrien bekämpfen, müsste man wach sein bei Machtstrukturen. Während nun die kath. Kirche hoffentlich endlich durchleuchtet wird, passieren dieselben Taten im Verborgenen längst anderswo oder immer noch in Machtstrukturen, die gerade nicht in den Medien sind.

Die Rechtssprechung befasst sich mit Einzelfällen und begangenen Straftaten. Wach ist man nur, wenn Gefahren öffentlich anerkannt sind, z.B. Autoverkehr. Da werden Verkehrsregeln duchgesetzt, um die Anzahl der Verkehrstoten und -verletzten zu dezimieren.