Zirkus Monti geschafft!

Nun hab ichs erreicht, ich schaffte es in den Zirkus Monti.Das Team war vorinformiert. Ausser mir war eine Person im Elektrorolli. Ich eben mit Micro Scooter, nicht auf den ersten Blick erkennbar als Behindertengehmittel.

Team war sehr freundlich. Genauso sollte es immer sein, ich oute mich vorher und dann schwimme ich unter quasi normal, weil bekannt ist, welche an sich kleinen Hilfestellungen ich brauche. Ich wurde nicht überlaut begrüsst, noch als kognitiv behindert hingestellt vor allen. Es ging leise, unauffälilig, es ging nebenher dieses Minisonderprogramm.

Ich bin eine Null, wenn ich mich in mir unbekannten „Gebäuden“ mit der Schnelligkeit von sog. Normalen bewegen soll. Alles muss schnell gehen beim Anstehen für Getränke und Popcorn etc. Ich selbst will nicht auffällig sein oder zumindest nicht total auffällig. Schliesslich will ich Zirkus erleben, nicht der Affe im Zoo sein.

Also war ich früh dort, stand an für Getränk und Popcorn, klappte bestens. An einem Tisch war genau ein Stuhl frei, ich frage höflich, ob ich mich setzen dürfe. Ein Ehepaar mit zwei erwachsnen Söhnen. Die Mutter, was das solle, warum ich diesen Scooter dabei habe? Ich: Der Elektrorolli ist kaputt.

Ich bin immer hell begeistert, wenn sich wildfremde Menschen um meinen Mist kümmern!

Ich hatte einen Platz weit weg vom Behinderteneingang. Das Zelt ist viel kleiner als das von Knie. Also wurde der Micro unter dem Zelt geparkt kurz vor der Bühne, ich in Begleitung von Personal einmal rundum von einen Eck des Zuschauerraumes zum andern. Natürlich kann ich sowas gehen, allein ich komme mir mega ausgestellt vor.

Dann war Vorstellung. Ich liebe Körperspannung, all diese Bewegungen, die Menschen ohne Behinderung hinkriegen. Diese Konzentration ist beim Cirkus Monti extrem, weil dieselben Personen ganz unterschiedliche Bewegungen und Elemente beherrschen.

Die beiden Clowns waren nonstopp unterwegs. Nachmittags ist Kindervorstellung, all diese Kleinen lachten liebevoll, wenn die Clowns vorführen, wie es Kleinen und z.B. mir im Alltag ergeht. Dieses befreiende Kinderlachen über die Tücken alltäglicher Bewegungen, bleibt mir in meinen Ohren.

Mich hats geschlaucht, so dicht und konzentriert war die gesamte Vorstellung, weil ichs noch nie sah, mich nicht einstellen konnte, vermute ich. In anderen Zirkuszelten hat eine Gruppe ein Thema, nicht mehrere. Eine junge zierliche Frau fiel mir sofort auf, weil Statur der fliegenden Trapezkünstlerin. So war es auch, nicht Trapez aber alle Trapezfliegfiguren. Das war die letzte Nummer. Diese Frau war die ganze Zeit vorher stets in Aktion, Tanznummern, Geräte hinstellen, wegrollen, immer hatte sie Einsatz und zum Schluss mit einem kräftigen Mann ihre Programmnummer.

Ich weiss nicht, welche Fitness dieses Paar haben muss, aber die ist von einer andern Welt, unglaublich.


Punkto Bewegungen fällt mir im Alter auf, was sog. Normale alles nicht können. Es muss grausam sein, sog. normal sein zu müssen.

In meinen vier Wänden, fernab der Öffentlichkeit, habe ich mir ganz viele Bewegungen antrainiert, stets bemüht meinen Mist selbständig, alleine, zu machen. Nun kann ich mehr als die Meisten, selbst wenn offensichtlich ist, dass mir die Kraft fehlt.

Wer in Beziehung lebt, kann nur seine Bewegungen, Schatzi macht die andern. Ich kann Auto und Küche, ich kann waschen und Erdsäcke schleppen, ich bin Fraumann in einer Person.