Getrennte Welten

80 Jahre Befreiung von Konzentrationslagern. Es gibt Gedenksendungen, wer sich erinnert, war als Kind betroffen, die altenZeitzeugInnen wälzen dieselben Fragen wie ich, wie jüngere Generationen,. Wie können Menschen andere Menschen so vernichten und dabei denken, sie seien im Recht?

Wie können Menschen sich über andere Menschen so erheben?

Selten werden alle Opfer dieser KZ benannt, meistens zuerst das Wort die „Juden“, danach eine Allgemeinvormulierung. Allg. Zusatzopfer nicht ausgedeutscht, wen es noch betraf. Das verzerrt noch immer eine Gesamtwürdigung.

Irgendwann im TV, warum zuerst eine lange Phase kam nach WK II der Heroisierung, WiderstandskämpferInnen waren Thema, HeldInnen, die sich in WKII widersetzten, die Landung der Alliierten, die die Befreiung, das Kriegsende einläuteten unter grössten Verlusten.

Das macht Sinn, Menschen weltweit waren Opfer eines Weltkrieges geworden, alle hatten ein Kriegsleben, Vorbilder mussten har, das Unerträgliche abgeschüttelt werden.

Erst viel später, Jahrzehnte später die Auseinandersetzung mit den KZs, der Vernichtungsmaschinerie, Opfer gibts in Abstufungen, Opfer ist ein Sammelbegriff mit vielen verschiedenen Abstufungen.

Dagegen „heile Welt“, Wirtschaftswunder.

Zeitgleich Bilder vom Gazastreifen, Opfer zu hundertausenden, Israel die Besatzungsmacht.

Zwei Welten, zwei Wahrheiten, letztere ist in ihrem Ausmass lange nicht erfasst.

Von Syrien ist nichts mehr in den Medien, ob da ein Neuanfang gelingen kann und wird?

Eine Welt und unter den Menschen Welten dazwischen.

Gerade frage ich mich, ob die Gegenwart sich nicht viel intensiver mit der Gegenwar befassen müsste, weil die erschreckenden Themen bleiben: Wo ist in der Gegenwart Massenvernichtung zu finden? Zahlen müssten verglichen werden.

Die Gesamtzahl der Toten WK II zwischen 60 und 80 Millionen Menschen.

Man müsste zusammenrechnen, wieviele Tote es in diesen Jahren danach gab durch Waffen, durch Verhungern, durch nicht teilen von medizinischen Behandlungsmöglichkeiten. Mir ist in Erinnerung, dass die Schweiz Covid Impfstoffe gekauft, gehortet und vernichtet hat, weil abgelaufen vom Datum her. Wieviele Tote andernorts hat dieser Egoismus verursacht?

Ich glaube nicht mehr daran, dass Grausamkeit in zwei WKs ihre Höhepunkte fanden, Grausamkeit bleibt, sie ist weniger offensichtich, im _Versteckten, nicht in den Medien.

Dagegen gibts zeitgleich immer Menschen, die helfen und dabe ihr eigenes Leben riskieren.

Es gibt immer alles. Das ist eine Überzeugung. Diese Spannweite nicht 180 Grad, sondern 360 Grad, rundum, ist schwer zu ertragen.

Ebenso schwer zu ertragen, dass menschliche Gehirne Gegensätze brauchen, vergleichen können müssen, um das Gute schätzen zu können.

Utopie: Menschen schätzen das Gute, demokratisch „Ihr Gutes“, was immer ihnen gefällt, legal ist, sie erfüllt, Krieg, Vernichtung, das von Menschen erfundene und zu verantwortende Schlechte bliebe aussen vor? Die erste Generation, die das Schlechte noch gekannt hatte, würde eine solch utopische Welt schätzen und hoffentlich geniessen. Der nächsten wärs selbstverständlich und spätestens bei der Dritten käm das vertriebene Schlechte zurück.

Der Mensch lernt nicht aus der Geschichte. Ein anderer Ansatz aus der Gegenwart lernen, sich weltweit umschauen und entscheiden, wofür lohnt es sich meine Lebenszeit und Arbeitskraft einzusetzen. Praktisch universal der Wunsch, dass es eine nächste Generation besser haben solle.

Covid, die Pandemie ist nicht verarbeitet worden. Die Staaten gaben Befehle raus, was zu tun sei, im TV war ein Arzt in Deutschland, der weise sprach. Seine Abteilung hatte unter Covid viel zu arbeiten, weil Pneumatologie, viel Traumatisierendes erlebt, viele Tote, Isolierte, die einsam starben, viel nicht Verarbeitetes. Sie machen weiter, sie haben keine Zeit zum Verarbeiten, vorwärts, vorwärts.

Das Sortieren kommt erst, wenns stiller wird, man in Rente geht.

Irgendwie müsste doch irgendwas zu finden sein, ein Konsens über ein gemeinsam formuliertes Ziel, den Sinn des Lebens, den Sinn der Menschheit, die gerade lebt.

Statt dessen, ich baue mir meine eigene Bubble auf, ziehe mich zurück unter Gleichgesinnte, Menschen, die grundsätzliche Werte mit mir teilen, nie alles, aber Teilwerte.

Um eins bin ich froh, die Werte, denen ich nun Jahrzehnte gefolgt bin, haben sich nicht zerschlagen. Sie sind so, dass sie gültig waren, gültig sind und hoffentlich gültig sein werden.