20. Min. Eltern im Rolli, fünf Kinder, zwei zur Pflege, dann Drillinge.
Ein Beispiel, warum ich die Deutschschweiz verliess. So wie zu dem 20. Min. Artikel kommentiert wird, so garantiert nicht. Früher im Pfarramt Erklärung, Aufklärung, Ich baute Verbindungsbrücken zw. Normalität und behinderten Lebensläufen.
Heute, ich rolle weg, es nützt absolut nichts, kennenlernen will man nicht, nur aufs Podest stellen oder verurteilen. Was Mittleres, eine angepasste Reaktion gibts praktisch nicht.
Eigene Grenzen scheinbar inexistent. Das ist am schwierigsten zu ertragen, dass über Grenzen anderer abgelästert wird, es haben alle Menschen Vor- und Nachteile und ich pflege zu sagen, ganz viel Mittelmass. Gerade darin liegt kein Unterschied zu sog. behindertem Leben.
Was mit den Drillingen unter dem Tisch rübergereicht wird, sexuelle Bedürfnisse sind Behinderten verboten, geschweige den eigene Kinder zu haben. Während jede kleinste sexuelle Minderheit allen, also der heterosexuellen Mehrheit ihren sexuellen Status ohne Unterlass unter die Nase reibt, Behinderte haben solches zu unterdrücken, gewiss nie mit Kinderzeugung auszuleben.
Diese Klischees sind so uralt, wie ableistisch und paternalistisch zugleich. Sexualleben ist Privatsache und wer Kinder will, resp. keine, macht das unter den zuständigen Personen aus.
Im letzten Jahrhundert, es war ein viel zu langer Kampf, bis sichtbar Behinderte sexuelle Selbstbestimmung bekamen. Wir unsichtbar Behinderten konnten tun und lassen, was wir wollten.
Sinnvoll wäre, wenn es um Erbkrankheiten geht, offen darüber zu sprechen, sich nicht sinnlos zu vermehren: Ein hörbehinderter Vater zeugte mit einer hörenden Frau fünf Kinder, wovon vier schwer hörbehindert sind. Ob sowas sinnvoll und ethisch vertretbar ist, darf gefragt werden.
Oft wird gerade Frauen mit vererbbaren Krankheiten ganz dringend empfohlen, auf ihren Kinderwunsch zu verzichten. Ich kenne keine andere Bevölkerungsgruppe, die VERZICHTEN SOLLE. Alle andern fordern ein Recht auf eigenen Nachwuchs ein. Seltsam nicht?*
Im welschen Sprachraum, oft wenn ich mich ärgere, irgendwelche Welsch Sprechende um ihre Meinung frage, kommt sofort die Unterscheidung Privatsache gegen steht frei zur Disskussion. Es sei Privatsache, niemand habe je das Recht, anderen ungefragt(!) in deren Privatleben reinzureden. Sofort grenzen sich franz. Sprechende ab, die Privatsphäre hat eine andere Definition.
Alle nach ihrer Facon. Solange man Nachbars nicht stört. Die Sprachregelung punkto Smalltalk ist viel höflicher. Man spricht sich an als Monsieur oder Madame, stets wünscht man sich einen guten Tag. Dort schon fängts an, Disanz und Respekt vor einer andern Person.
Vielmehr in der Deutschschweiz müsste Grundsätzliches diskutiert werden über Umgangsformen: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füge auch deinem Nächsten nicht zu.“
Ganu vorne müsste angefangen werden und eine Gesellschaft müsste es wollen.
Der Druck muss unerträglich hoch sein, dass eine Gesellschaft irgendwas will.
Man kappierts nicht, man wills nicht begreifen, trifft einen selbst der Schaden, sofort jammern, man hält keine Durststrecke aus.
…* Ich war in meinen späten Teenagerjahren und es lief der damals heiss diskutierte Film im Kellerkino über den Paragraphen, der sichtbar Behinderten sexuelle Aktivitäten verbot.
Ich begriff nicht, mir war ein Leben lang eingetrichtert worden, ich sei behindert, ganz schrecklich unangenehm. Trotzdem nahm niemand Stellung zu meinen sexuellen Aktivitäten ausser dem damals üblichen Stuss, Frauen sollten Ihr „erstes Mal“ in der Hochzeitsnacht erleben.
Als es soweit gewesen wäre, garantiert nichts mehr nach DEM viel zu langen und viel zu anstrengenden Tag.