TV Alpha Gedächtnis neurologisch

Gestern eine Sendung über die Funktion des Gedächtnisses. Ein Neurologe hatte seins für acht Stunden verloren, interessierte sich danach intensiv für die Funktionsweise, weil weitgehend unerforscht.

Sehr angenehm an dieser TV Sendung ist, dass der Neurologie sacht vorgeht, mehrfach sagt, man wisse es noch nicht. Er füllt, hoffe ich keine Wissenslücken mit Behauptungen, geht vorsichtig und sachte zur Sache.

Mir eingeleuchtet hat die Erklärung dafür, wie sich Erinnerungen zu verändern scheinen. Erinnerungen sind keine fotographischen Schnappschüsse irgendeines menschlichen Rechenzentrums im Kopf, sie werden verknüpft mit anderen Erinnerungen. Ähnliches wird in Verbindung gebracht.

Ist es z.B. punkto Zeugenaussagen wichtig, was möglichst genau aufzunehmen, eigen sich frische Erinnerungen. Sie sind schon vernetzt mit anderen Erinnerungen eines Menschen.

Man wundert sich nicht mehr so fest über Zeugenaussagen z.B. in Zus.hang mit -Verkehrsunfällen, wenn wir mitbedenken, dass all diese Zeugen, viele optische Autoerinnerungen haben, nun diesen einen Unfall möglichst genau schildern sollen. Diese letzte Erinnerung ist in jedem menschlichen Gehirn eingebettet in andere Autoerinnerungen. So bedacht, ist es logisch, dass es objektiv eine Autofarbe und Marke gibt, Menschen ganz Unterschiedliches schildern, je nach ihrem Erinnerungskontext.

Es wird nicht dazuerfunden, gelogen, sondern je anders erinnert.

Ich versuchte vor wenigen Jahren, die Farben meiner Autos zu schildern, ohne deren Ausweise. Huch, seeehhhrrr fantasievoll. Mit der gestrigen Sendung machts Sinn. Ich erinnere mich an die Autofarbe meiner zwei gegenwärtigen Autos im Kontext aller Autos, die in meinem Leben wichtig waren. Das gibt Überlappungen, ich suche eine freundliche Farbe, ich mag meine Autos, was nicht einer Farbtabbelle eines Autolackierers entspricht.

Wäre logisch.

Angedacht wurde, warum das Gehirn Erinnerungen neu hervorholt, neu „erinnert“ , neu ablegt. Dabei werden Erinnerungen nicht genauer, nein, sie werden brüchiger, verbinden sich mit Früherem oder Neuerem, der Verarbeitungsprozess ist in vollem Gange. Vergessen ist wichtig, Verarbeitung von Trauma.

Der Neurologe lobte die Psychologie und Psychiatrie, sie fördere das Neuablegen und Vergessen, deshalb funktioniere sie so gut.

Das sehe ich anders: Kaum je fühlte ich mich in solchen Stunden sicher, es war eine ewige Retraumatisierung.

Ich empfehle Gruppen von Betroffenen zur Verarbeitung, einige neu betroffen, andere vor unterschiedlicher Zeit und gute Altbetroffene, die Distanz haben, weit fortgeschritten sind in der Verarbeitung.

Es macht Null Sinn, die Dominanz, die diese Teilfächer Humanmedizin für sich beanspruchen. Verarbeitungsfähigkeit muss im menschlichen Gehirn selbst angelegt sein, sonst hätte die Menscheit nicht so lange überlebt, bevor diese Gebiete die Deutungshoheit reklamierten in einem Grosschor von verschiedenen Ansätzen, die mehr oder weniger gut funktionier(t)en.