Nachtcafe: Entlarvt!

Eine Frau berichtet, wie ihr Mann gerne Frauenkleider getragen hat.

Es ist der erste Bericht. Für einmal keine moderne Geschichten mit irgendeinem Outing, sondern wie man früher mit Anderssein umging.Sie akzeptiert, dass ihr Mann verschiedene Facetten hat, auch solche, die sie erst Jahre später zufällig entdeckt.

Zusammen beschliesst das Ehepaar, dieses Geheimnis für sich zu behalten, den beiden Töchter sagen sie nichts. Durch die Jahre gibts eine Distanz und Schwere zum Ehemann und Vater.

Ein Seidenhemd liegt im Bad, damit wird das Geheimnis der Ehefrau bekannt. Nun, das kennend, was ihn bedrückt, macht sich Erleichterung beim Ehepaar breit. Es folgen Gespräche. Der Grund, dass der Mann diese Seite seines Lebens verbarg, war Scham.

In Frauenkleidern hatte der Ehemann Zugang zu seinen Gefühlen.

Scham als Verhinderer, Scham als die dunkle Wolke über einem Leben, zwei, vier Leben. Die Angst war bei ihm gross, dass, wenn er sich seiner Frau offenbaren würde, es sofort zu einer Scheidung käme, was der Frau nicht im entferntesten eingefallen wäre.

Der Psychologe begründet es mit menschlicher Neurologie, neurobiologischer, moderner Forschung. Andere Identitäten brächen andere Gefühle hervor.


Diesen Gedanken könnte ich nachgehen, was sind sinnvolle Hemmungen, Verhinderer, Scham- und/oder Schuldgefühle und wann sind sie unnötig, zielen übers Ziel hinaus. Wabnn z.B. hat diese strikte Trennung Mann-Frau kulturgeschichtlich angefangen, was ist deren Wichtigkeit und wo, wird sie zur Verhindererin, wirkt lähmend.

Wenn ich die Zeit überblicke, die ich lebe, ist zumindest subjektiv, die Schamkultur in der Schweiz nicht verringer worden, weil aufgebrochen und abgeschafft, nein, es sind andere Verhaltensweisen, andere Werte, die nun neu schambesetzt sind und was früher, vor der Jahrtausendwende schambesetzt war, soll per Gewalt nicht mehr gelten dürfen.

Einfacher ist dieses Kapitel menschliches Verhalten nicht geworden.