Unverständlich

Früher haben mich Menschen gefragt, was ich alles erlebt habe mit meiner Behinderung, mit meiner Familie, mit meinen Kindern etc..

Immer mal haben die Fragenden abgeblockt, insbesondere wenn ich zu viel über meine Kindheit und meine Ursprungsfamilie erzählte. Mir war das jeweils unverständlich. Warum fragen Menschen nach Informationen, die sie nicht hören wollen. Das ergab für mich keinen Sinn. Das andere, was für mich keinen Sinn ergab war, dass ich diese Dinge erlebt habe an meinem eigenen womöglich noch kleinen Kinderkörper und erwachsene Personen kippten innerlich um, wenn sie nur davon hörten.

In diese Falle bin ich sehr oft getappt, zu oft. Ganz klar sind meine Schmerzgrenzen total verschoben, wohl nicht nur im körperlichen Bereich, sondern auch im seelischen. Schliesslich wurde das, was ich erlebt habe als normal oder gar liebevoll und fürsorglich benannt. Da fand ich wohl manches normal, was diesen Begriff nicht verdient.

Natürlich hat mich dieses Abblocken jeweils verletzt und ich begriff nicht, warum Menschen so wenig belastbar sind, wenn ich es doch von klein auf sein musste.

Wer jetzt denkt, das würden nur Laien tun, der liegt falsch. Sog. Fachpersonen tun dasselbe. Sie beginnen zu werten. Einmal sagte ich einer Fachperson, die mich negativ bewerten wollte, sie solle  meiner Hausärztin anrufen, sie kenne alle Beteiligten. Das hat sie getan und dann war Ruhe im Karton.

Falsch gedacht

Ich denke einfach falsch, weiss es und verstehe trotzdem nicht, warum mein Denken nicht normal sein soll. Das gibt ein ziemliches Durcheinander und geht folgendermassen:

Aus meiner Sicht ist gute Gesundheit keine Selbstverständlichkeit. Also versuche ich, soweit ich gesundheitlich kann, gute Erlebnisse zu sammeln, damit ich mich an schöne Zeiten erinnern kann, wenn ich nicht mehr so gut kann. Ein Bsp. ist die Wanderung in die Gspaltenhornhütte. Diese schöne Erinnerung gehört mir und niemand kann sie mir wegnehmen. Oder jetzt die Zeit mit Jonathan. Seine Arbeitsweise ist excellent und überhaupt nicht alltäglich. Da gilt es jeden Augenblick möglichst zu geniessen.

Andere Menschen scheinen es selbstverständlich zu nehmen, dass gesundheitlich alles gut läuft. Wenn diese Zeit irgendwann vorbei ist, scheinen sie keinen Notvorrat zu haben. Je nachdem staune ich Bauklötze, weil sie soviel konnten und sich dessen überhaupt nicht bewusst sind. Guter Rat ist dann teuer. Solidarität hilft am meisten und Klappe zu, wenn ich staune. Ich kriege regelmässig Saures, wenn ich meine vorlaute Denke nicht halten kann und sage: Du konntest so lange dieses, jenes und überhaupt sehr vieles.

So denke ich falsch und kriege regelmässig auf die Ohren.

„Recht“ auf Traumatisierung

8-tung ironisch und sarkastisch und natürlich leider wahr:

Die CH ist ein schönes kleines Land, sauber und adrett, da passiert nun wirklich fast nichts Böses.

Traumatisiert dürfen sein:

  • Allen voran die Flüchtlinge, die in fernen Ländern und auf der Flucht Schreckliches erlebt haben.
  • Sexuelle, weibliche Opfer. Meistens wird ihnen suggeriert, dass sie für den Rest ihres Lebens kämpfen oder leiden müssen.
  • Kinder, die körperlich misshandelt wurden.
  • Katastrophenopfer. Mir sind in Erinnerung Opfer einer wilden Freizeitvergnügung. Ich wundere mich immer, dass immer mehr Freizeitaktivitäten so krass sein müssen, dass der Tod allen im Nacken sitzt. Irgendwas ging gründlich schief, Todesopfer und ein Careteam rückte aus und dieses Ereignis fand Beachtung in den Medien und wurde in verschiedensten Zusammenhängen aufgewärmt.

Das war es dann. Mehr Traumatisierungen gibt es doch nicht oder?

Wer Trauma googelt, liest, dass auch medizinische, gewollte, abgesprochene medizinische Eingriffe traumatisch sein können. Es können auch scheinbar kleine Ereignisse traumatisieren, sie müssen nicht immer die Grössenordnung einer Vergewaltigung haben.

Aber hier in der CH kennen wir Google und die grosse weite Welt nur vom Hörensagen, wir leben hinter den Bergen!

Rauchstopp-Foren

Ich habe etwas rumgeklickt. Auf den ersten Blick der Rauchstoppforen scheint mir zu sein, dass es zu wenig RaucherInnen gibt und die Teilmenge derer, die aussteigen will, ist verschwindend klein. Auf meinem Exforum gab es heute 4!!!!!! Einträge. Für einsame Seelen wie mich ist das nicht nur keine Option, sondern gar keine. Ein anderes Forum hat technische Probleme. Dementsprechend geht nichts.

Mir scheint, ich habe zwei Optionen: Rauchfrei zu bleiben ohne Hilfe, Krücken oder zu entscheiden, dass ich eh früh sterbe und zu rauchen. All diese Heilsengelchen haben keine Ahnung, wie es ist, dement zu sterben. Das, was sie sich vorstellen, einen „gesunden“ Tod gibt es kaum je.

Ein Rauchforum, das diesen Namen verdient, dürfte wenigstens die Intelligenz eines Hochschulstudierten nicht beleidigen.

Es sind wohl nur Menschen interessiert an Rücksichtnahme, die selbst in irgendeiner Art exponiert sind. Wenn ich meine Medis vergessen habe und deshalb mein Festtag ins Wasser fallen könnte, bin ich gestresst und ja damit meine ich gestresst. Wenn ich mir jetzt überlege, wie schön es war und wie beglückend und wie mich mein Assistent beschützt hat: Herrlich.

Zigarettenfund in Handtasche

Vorbemerkung: Meine Anonymität zwischen Raucherforum und diesem, meinem Blog wurde geknackt. Wie das geht und warum das geht, keine Ahnung. Ich muss noch besser auf die Anonymität achten.

 

Gestern war mein ultimatier Ausgang im 2018. Rote Lederjacke und passende rote Handtasche waren gefragt. Und genau bei der roten Handtasche, die ich kaum je benutze, ist es passiert, dass ich zufällig 1 1/2 Päckchen Zigaretten fand. Ich wurde blitzartig unausstehlich hibbelig. Ich rauche meine Zigis zu Boden, bevor ich mit dem Rauchen aufhöre. Nö, ich entsorge nicht stangenweise Zigaretten im Müll.

Also hatte ich gestern ein Problem und ich beschloss, eine zu rauchen, weil ich es mir durchaus zutraue, 1 1/2 Päckchen zu rauchen und dann zu stoppen. Aaaaaaaaaaaaaber gemäss dem erwähnten Forum ist das ultimativ pfui. Da mir die erste nicht schmeckte, fragte ich Jonathan, ob er Verwendung habe. Hat er, ja klar. Er hat auch diskret meinen  Aschenbecher gereinigt und nö, er hatte es nicht nötig, mich zur Schnecke zu machen. Den ganzen Abend sind wir ca. 2 mal rausgegangen, um eine, genau eine zu rauchen, die er geraucht hat. Immer ist er so hingestanden, dass ich nicht vom Rauch eingehüllt wurde.

Ich bin so froh, um vernünftige Menschen, soooooooo unendlich froh. Warum andere mich piesacken wollen, keine Ahnung. Danke der Nachfrage, mein Leben ist schwierig genug, ich brauche NULL zusätzliche Belastungen.

Unerträglich

Um mit dem Rauchen aufzuhören, war ich online in einem Forum. Wie soll  ich das höflich und bescheiden schreiben? Meine Toleranzgrenze wurde masslos überrollt. Okay irgendwelche Laien schreiben irgendwelche Tipps zu irgendwelchen Krankheiten von denen sie nicht die geringste Ahnung haben. Bsp. Schlafstörungen: Ich und eine andere Person schrieben wir hätten ärztlich verschriebene Schlafmedis. Das hindert niemanden, sein bzw. ihr Laienweisheiten  an frau zu klatschen und natürlich zu erwarten, dass wir begeistert und stets höflich reagieren. Echt, ich bin nicht deren Unterhaltungsclown, habe mein Profil gelöscht und darf lesen, dass ich nicht „dankbar“ genug gewesen sei.

Zum Glück habe ich hier meinen Blog und bestimme die Regeln des Umgangs. Monsterchens sind mir lieber als Ex-RaucherInnen. Die sind bescheurt selbstgrecht. Ich lasse mich nicht runterputzen von Menschen die maximal 6 Jahre nicht geraucht haben. Ich habe 18 Jahre lang nicht geraucht. Da müssen solche NichtraucherInnen noch etwas Gas geben, bis sie soweit sind.


Nachtrag:

Unerträglich war mir auch die chemischen Erklärungen, warum Rauchentzug unangenehm ist nach jeweils anders langer Zeit. Es gibt immer eine Art Nikotinentgiftung und diese Nikotine haben unterschiedliche Namen. Also es gibt stets und immer eine Erklärung und Ausrede. Ich finde es ist völlig wurscht, was chemisch abgeht, wer nicht rauen will, der kann, darf, muss dran bleiben.

Unterstützung ist für mich Ermutigung, dass jmd. es schafft. Wenn ich gestern eine geraucht habe, dann brauche ich keine Verurteilungen und ob und wie ich mit dem „Feuer“ spiele, ist meine Privatangelegenheit, das kann ich noch gerade knapp selbst beurteilen.


Monsterchens sind so liebevoll und einfühlsam und scheinen die Texte über Hirnverletzung und Cerebrale Parese im Internet gelesen zu haben. Sie konfrotieren mich nicht, sondern nehmen mich an der Hand. Wenn ich diffus schreibe, stellen sie Fragen.  Ein Hoch auf die Monsterchens: Hoch, hoch, hoch! :-) :-)

Wie…..

…..soll ich euch vom Fest berichten mit montierten Fenchnails? Es war genial und der Assistent sehr hilfreich. In vielen Menschen werde ich unruhig und gereizt. Der Asssistenz kann mir Infos geben, z. B. wenn das Essen so lange nicht kommt, ob es zum Essen reicht, zeitlich oder nicht. Er hat mit Tanzenden besprochen, wenn sie mich fast von meinem Stühlchen gefegt haben. Der Schlüssel für die Behindertentoilette musste von uns beiden gleichzeitig benutzt werden, Typ hinhalten und gleichzeitig drehen. Alleine hätte ich an dieser Tür nur rumgezappelt. Bewegungstechnisch völlig chancenlos.

Das Konzert war genial, einige Stücke kenne ich in- und auswendig. Das Publikum ging im Konzert voll auf, der Boden vibrierte (1. Stock). Einzig mit Stephan Eicher konnten wir beide nicht allzu viel anfangen. Klar, Eicher ist berühmt. Wir sind Traktorkestarfan.

So und ultimativ sponti, wie ich bin, habe ich heute Abend doch Besuch zum Nachtessen eingeladen. Einer meiner Nachbarn. Zum Glück hat mein Assistent heute alles vorbereitet.

Vor der eigenen Türe wischen

Für die lieben MitleserInnen aus dem grosssen Kanton und jenseits der östlichen oder westlichen Grenze – Geographie ist meine Stärke nicht – wischen heisst auf Althochdeutsch kehren.

Heute war ich zu Fuss einkaufen. Das ist geographisch ideal, praktisch leider nicht, weil ich keine Ahnung habe, wieviel Gewicht ich zu Fuss schleppen kann. Also fasste ich einen genauen Plan, wie wenig ich einkaufen wolle. Im ersten Geschäft traf ich den Hauswart meines Blocks, einen älteren Herrn, und bot ihm das Duzis an. Ich ging weiter in ein zweites Geschäft. Als ich zurück bei meinem Block war, versperrten drei Rollstühle den Weg zum Eingang, einer davon der Hausmeister. Scheinbar waren die drei in ein längeres Gespräch verwickelt. Sofort machten sie mir höfllich Platz, ein kleiner Scherz und ich konnte die Eingangsschiebetür mit dem Schlüssel öffnen. Das ist was vom Bequemsten an meinem Behindertenblock, die selbstöffnenden Türen.

Nach dieser angenehmen Begegnung habe ich an meine frühere Wohnsituation gedacht. NachbarInnen, die darauf aus waren, dass es mir schlecht ging, die neidisch und schadenfreudig waren. Warum bloss habe ich mir das 10 Jahre lang angetan. Das war unaushaltbar. Hier kehrt jedeR vor seiner Türe und für alle ist es angenehm.

Rache zum III. und IV.

Okay, ich habe viel erlitten, unsäglich viel und dann waren die lieben Mitmenschen, die meine Situation ausgenutzt haben:

Über ein Jahrzehnt habe ich zusammen mit meinem ehemaligen Versicherungsberater zusammengearbeitet. So langsam veränderte sich unsere Geschäftsbeziehung von nur geschäftlich zu privat. Er war ganz klar ein ungebildeter Landjunge, Erstausbildung Koch, sehr jung verheiratet mit einer verständnis- und liebevollen Frau, fast im Kindesalter zweifacher Vater, sportlich ziemlich fit. Er sah meiner gesundheitlichen Entwicklung zu, ich schwieg, wenn es mir schlecht ging und alberte mit ihm rum, wenn es mir gut ging. Im Frühjahr 2017 wurde ich zwangshospitalisiert. Post, Rechnungen bezahlen sind in der Zeit ein Riesenproblem, er bot an, dies für mich zu machen. Irgendwann hatte die KESB ihren Starauftritt und wiederum war der Versicherungsfachmann zur Stelle und versicherte, dass er meine Administration im Griff habe.

Als meine alte Wohnung geräumt werden sollte, bat ich ihn, mir eine Umzugsfirma zu empfehlen. DAS TAT ER. Ich war bei miserabler Gesundheit und schwieg.

Im Januar 18 wurde ich wieder zwangshospitalisiert. Ich denke es war bei diesem zweiten Aufenthalt, dass er mich um 15`000.- SFr. Bürgschaft bat. Ich war im Spital, ich war krank, ich war allein und abhängig, es ist etwas vom Schäbigsten, was mir von letzt passiert ist. Heute habe ich die Vollmacht für meinen Anwalt unterschrieben, damit er in dieser Sache aktiv werden kann.

Und die geneigte Leserin ahnt es schon, erste Schritte sind eingeleitet, dass die Umzugsfirma zumindest für einen Teil des von ihr verursachten Schadens gerade stehen muss. Den entsprechend unfreundlichen Mailverkehr sollte ich hier veröffentlichen: Die Geschäftsinhaberin kann nicht einen Satz fehlerlos formulieren, hat natürlich keine Schreibkraft und macht sich damit echt zum Deppen. Auch der Versicherungsfachmann kann als Versicherungsfachmann(!) nicht buchstabieren. Er schreibt z.B. meinen Vornamen ewig und immer falsch. Und diese beiden erwarten für sich selbst ein besonders hohes Lohnniveau!

 

Abschied

Lange habe ich sie nicht mehr gesehen, am 7. Januar 2017 ist sie ihrer Krankheit erlegen.

Begegnet ist sie mir als Kommunikationsbeauftragte einer Behindertendachorganisation. Ihr Lebenswille und ihr Humor waren ansteckend. Schon damals hat sie sich für Mensachen mit ihrer Erkrankung politisch eingesetzt, innovativ, frech und überzeugend. Sie verstand es, die Massern zu mobilisieren, sie machte auf ein bekanntes, ungeliebtes Thema überzeugend aufmerksam.

Gleichzeitig stellte sie ihre Fähigkeiten in den Dienst von Menschen mit Behinderungen, krempelte die Ärmel hoch und unsere Begegnungen waren stets interessant und unterhaltend, nie war Aufgeben ihr Thema.

Meine Lebenssituation war anfänglich viel eingeschränkter als ihre, ich war tief unten auf der Leiter, ich war im IV-Verfahren angekommen, welches sich über qualvolle Jahre hinzog, mit den logischen gesundheitlichen Folgen für mich. Sie, ein Jahrzehnt jünger als ich, war im ersten Arbeitsmarkt berufstätig. Meine Ideen und Anliegen unterstützte sie, sie versicherte mir glaubhaft, dass ich trotz fehlender Orthographie und ohne die Fähigkeit, die Kommaregeln korrekt anzuwenden, mich schriftlich äussern konnte und meine Fehler von einer Fachperson mit Leichtigkeit zu eliminieren seien.

Wenn ich für die Zeitschrift ihrer Organisation schrieb, kamen meine Texte rot eingefärbt zurück, was sie mit einem Lachen wegwischte. Selten stritten wir uns um Inhalte und ich lernte einige journalistische Regeln. Viel habe ich ihr zu verdanken, sie führte mich gekonnt zu meinen Stärken und ermunterte mich, meiner Wahrnehmung, die sie stets als  Bereicherung menschlicher Wahrnehmungsmöglichkeiten empfand, treu zu bleiben und sie gekonnter auszudrücken.

Ihre Krankheit führte sie an den Punkt, den ich Jahre zuvor durchschritten hatte, IV-Verfahren. Im letzten Jahr waren ihre Krankheitstage aufgebraucht, sie verlor ihre Arbeitsstelle, für ihr Arbeitsteam muss das eine qualvolle Erfahrung und Belastung gewesen sein. an irgendeinem Punkt ging es gesundheitlich rasant abwärts.

Hin- und hergerissen zwischen dem Dank für die Erlösung, die ihr früher Tod bedeutet und dem Verlust, sie als Person und Fachfrau jetzt vermissen zu müssen, bewegen sich meine Gefühle.

Es bleibt die Dankbarkeit für die gemeinsamen Begegnung, für die Bereicherung, die sie für uns beide bedeuten und für mich den Auftrag, weiterhin den Weg, den sie mir bereitet hat, zu beschreiten. In Dankbarkeit und Erinnerung an dich,

Wie Ort